1974 startete das Therapeutische Reiten bei Vitus als Angebot für die Tagesbildungsstätte mit Else Jahnke als lizenzierter Hippotherapeutin und dem ersten Therapiepferd Jutta in der Reithalle Altmeppen in Meppen-Nödike. Die neue Therapieform wurde sehr gut angenommen und das Programm wuchs schnell, sodass bald auch Beschäftigte der Werkstatt und Kitakinder auf dem Pferderücken Platz nehmen konnten. Ein großer Schritt war dann der Bau der neuen Reithalle an der Liebigstraße von der Familie Fenske, die den Standort heute unter dem Namen Waldreitschule Breitenbergen betreibt.
Geschäftsführerin Mary Fenske, die fast von Beginn an Teil des Teams des Therapeutischen Reitens bei Vitus ist, erinnert sich: „Ich habe mit meinem Mann im Vorfeld eine Rundreise quer durch Deutschland gemacht, um Ideen zu sammeln, wie eine Reithalle möglichst barrierefrei gestaltet werden kann.“ Kernstück des Konzeptes ist eine Rampe geworden, an der die anderen Maße des Geländes ausgerichtet sind und die einen Zugang von Menschen im Rollstuhl von der Box bis auf den Pferderücken ermöglicht. Wurde die Überführung von der Rampe aufs Pferd anfangs noch ausschließlich mit Muskelkraft bewältigt, unterstützt dabei inzwischen ein elektrischer Lifter.
Ein weiterer Meilenstein war der Neubau der Reithalle an der Landwehr durch den Familienhof Brüning. Diese Halle ersetzte die Halle Altmeppen und ermöglichte durch die räumliche Nähe zum Standort Landwehr der Tagesbildungsstätte sowie dem heilpädagogischen Kindergarten das Therapeutische Reiten fest in den Stundenplan aufzunehmen. Inzwischen besteht das multiprofessionelle Team aus über 20 Fachkräften der pferdgestützten Therapie und Förderung, Trainern im Pferdesport, Motopäden, Heilerziehungspflegern und Ehrenamtlichen. Sie begleiten Kinder der Vitus Kindertagesstätten, Schülerinnen und Schüler der Jakob-Muth- und der Helen-Keller-Schule sowie Beschäftigte der WfbM bei den regelmäßigen Therapien auf dem Pferd.
Therapeutisches Reiten wirkt auf Körper, Geist und Seele
Das Therapeutische Reiten umfasst bei Vitus die sogenannte Hippotherapie sowie die Pferdgestützte Heilpädagogik mit jeweils unterschiedlichen Therapieschwerpunkten. Allen Anwendungen gemein sind jedoch die größten Vorteile der Therapie auf dem Pferd. „Der dreidimensionale Schritt des Pferdes überträgt sich auf die oder den Reitenden und erzeugt dadurch Bewegungen wie beim Laufen, die bei herkömmlicher Physiotherapie so nicht nachgeahmt werden können“, erklärt Mary Fenske. „Gerade für motorisch beeinträchtigte Menschen, die beispielweise auf einen Rollstuhl angewiesen sind, wirken sich diese Bewegungen der Gelenke und der gesamten Wirbelsäule sehr vorteilhaft aus und können zur Verringerung von Schmerzen führen.“
Auch die Psyche der Patienten profitiert, insbesondere beim Ausritt in der freien Natur. Der spielerische Charakter der Therapie steigert die Motivation und die Auseinandersetzung mit dem Pferd fördert die emotionale und soziale Kompetenz.
Dieser Effekt steht auch bei einem Kursangebot der WfbM im Vordergrund, der speziell die Begegnung mit dem Pferd und nicht das Reiten aufgreift.
Reiten und der Umgang mit Pferden wirkt ganzheitlich auf den Menschen und ist somit auch bei geistigen oder psychischen Einschränkungen ein wertvoller Bestandteil der Therapie. Fenske erinnert sich an die Aussage eines Patienten im Rollstuhl, die es auf den Punkt bringt: „Im Rollstuhl muss ich immer hochschauen, aber auf dem Pferd bin ich größer als alle anderen“.
Das Therapeutische Reiten hat sich absolut bewährt und wird deshalb von Vitus seit 50 Jahren finanziell getragen, obwohl die Kosten dieser Maßnahme inzwischen nicht mehr durch die Krankenkassen übernommen werden. Darauf ist man zurecht stolz.
Gefeiert wird das Jubiläum über das Jahr hinweg in den einzelnen Gruppen. Die Jakob-Muth-Schule nutze den Anlass z.B. für eine Projektwoche, in der Schülerinnen, Schülern und Eltern das Angebot praktisch nähergebracht wurde.
Auf die Frage, was sie sich für die Zukunft wünschen würde, antwortet Mary Fenske: „Ich würde mich freuen, wenn dieses tolle Angebot so weitergeführt werden kann. Dafür braucht es aber auch junge Fachkräfte mit Interesse an der pferdgestützten Therapie, die nachkommen.“ Und noch ein weiteres Therapiepferd, ergänzt Fenske scherzhaft, das sei auch immer hilfreich.
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Betriebsstoffe traten aus beiden Fahrzeugen aus (Foto: Stadt Papenburg / Feuerwehr)
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