„Sie sind eine Institution in Lingen“, betont er, als er die Jubilarin vergangenen Sonntag an ihrem Ehrentag in der Burgstraße besuchte. Mit sage und schreibe 95 Jahren stand „Gretel“, wie sie liebevoll von allen genannt wird, noch hinterm Tresen. „Die Friesenkate war mein Refugium“, erklärt sie. „Ich habe es einfach geliebt.“ Fast 40 Jahre hat Gretel Masselink die Friesenkate allein betrieben. In der Gastronomie war sie jedoch fast ihr ganzes Leben.
1923 wird Margarethe Masselink in Schlesien geboren und flieht in jungen Jahren nach Bad Harzburg. Dort arbeitet sie in einem Hotel als Hauswirtschaftlerin und lernt ihren Mann kennen. Aus ihrer Ehe gehen zwei Söhne hervor. In den 50er-Jahren ziehen sie nach Lingen, pachten die Kantine der Erdölraffinerie und betreiben anschließend das „Hotel zur Sonne“ an der Wilhelmhöhe. Schließlich übernehmen sie die Friesenkate in der Burgstraße. Nach dem frühen Tod ihres Mannes betreibt Gretel Masselink die Gaststätte alleine und macht sie zum Kult. Nicht nur die besondere Atmosphäre der urigen Kneipe sei es gewesen, die die Gäste anzog, ist sich ihre Familie sicher. „Alle haben Gretel und ihre liebevoll, direkte Art geliebt“, sind sich alle einig. „Darauf können Sie mächtig stolz sein“, pflichtet Oberbürgermeister Dieter Krone bei. „Die Friesenkate ist Ihr Werk. Das ist, was Sie geschaffen haben.“
Doch auch nach ihrem wohlverdienten Ruhestand kam es für Gretel Masselink nie in Frage, die Friesenkate vollständig hinter sich zu lassen. Noch heute ist die 100-Jährige die Inhaberin und wohnt über ihrer geliebten Gaststätte. „Hier spielt das Leben, hier gibt es immer etwas zu sehen“, freut sie sich. Auch die Geschehnisse außerhalb der Burgstraße hat sie immer im Blick: Jeden Tag liest sie die Tageszeitung und informiert sich im Fernsehen, was in der Welt geschieht. Die Bewirtung in der Friesenkate hat sie mittlerweile an ihre langjährige Angestellte Sonja übergeben. „Darüber bin ich sehr froh“, betont Gretel Masselink. Ihre geliebte Friesenkate in guten Händen zu wissen, beruhige sie. „Ich bin sehr dankbar für alles.“
© 2023 waslosin Meppen, Lingen, Papenburg