Darüber hinaus wurden 20.000 Protestbriefe und -telegramme, auch aus dem Ausland, an die Reichsregierung versandt. Da die Zeugen Jehovas den Hitlergruß, den Eid auf den „Führer“ und den Kriegsdienst verweigerten, waren sie schlimmsten Repressalien ausgesetzt. Außerdem lehnten sie den staatlich angeordneten Antisemitismus ab.
Diese Aspekte greift die Ausstellung „Verfolgung und Widerstand der Zeugen Jehovas 1933 – 1945“ auf. Sie wird am Sonntag, 26. Januar 2025, um 15 Uhr anlässlich des Gedenkstages an die Opfer des Nationalsozialismus in der Gedenkstätte Esterwegen, Hinterm Busch 1, eröffnet. Interessierte sind hierzu herzlich eingeladen. Nach einem Impulsvortrag von Co-Gedenkstättenleiter Dr. Sebastian Weitkamp und einem Grußwort des Sprechers der Religionsgemeinschaft für Norddeutschland, Michael Tsifidaris, wird der Kurator der Ausstellung, Christoph Wilker, in das Thema einführen.
In den Konzentrationslagern wurden die oftmals noch als „Bibelforscher“ (ihr Name bis 1931) bezeichneten Zeugen Jehovas mit einem eigenen Winkel gekennzeichnet. Sie hätten dem NS-Staat Treue geloben und sich dadurch selbst aus den Lagern befreien können. Dies taten jedoch nur sehr wenige.
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs stand auf Kriegsdienstverweigerung die Todesstrafe. 80 Prozent der gerichtlich verurteilten Kriegsdienstverweigerer waren Zeugen Jehovas. Weitaus die meisten von ihnen wurden hingerichtet. Dieser staatlich sanktionierte Mord trug dazu bei, das Recht auf Wehrdienstverweigerung im Grundgesetz der Bundesrepublik zu verankern.
Auch in den Konzentrations- und Strafgefangenenlagern im Emsland waren in der Zeit des Nationalsozialismus eine ganze Reihe von Zeugen Jehovas inhaftiert. Gerade im KZ Esterwegen gehörten sie zwischen 1934 und 1936 zu den besonders grausam behandelten Häftlingsgruppen. In der Ausstellung finden sich auch Bezüge zum KZ Esterwegen.
Die Ausstellung dokumentiert mit vielen Abbildungen und Quellen die Geschichte der Verfolgung und des Widerstandes der Zeugen Jehovas. Sie entstand in Kooperation des Kurators Christoph Wilker mit dem NS-Dokumentationszentrums München und wurde dort erstmals 2018/19 gezeigt, danach an anderen Orten als Wanderausstellung. 2023 war sie in der Gedenkstätte Roter Ochse in Halle/Saale und im Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt zu sehen. Die Ausstellung wird in Esterwegen bis zum 22. April 2025 gezeigt. Der Eintritt ist frei.
Christoph Wilker bietet zudem vom 7. bis 9. März 2025 kostenfreie Führungen für Gruppen und Interessierte durch die Ausstellung an (jeweils um 11.30 und 14.30 Uhr). Am 9. März findet lediglich eine Führung um 11.30 Uhr statt. Um Anmeldung wird gebeten unter: besucherdienst@gedenkstaette-esterwegen.de
Am 9. März 2025 stellt Wilker zudem um 15 Uhr in der Gedenkstätte sein neues Buch vor „Die unbekannten Judenhelfer: Wie Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus jüdischen Mitmenschen beistanden“. Die Teilnahme ist kostenfrei.
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