Ein Dorf rettet ihre Gaststätte Germer Möller in Groß Hesepe 

Geeste. Das Kneipensterben hinterlässt auch im Emsland immer größere Spuren, so auch im Geester Ortsteil Hesepe. In dem etwa 3500 Einwohner starken Ort gab es mal 9 Kneipen, wovon mittlerweile alle dauerhaft geschlossen sind. Das wollen mehr als 450 Heseper derzeit ändern und haben sich eins auf die Fahne geschrieben. Die Gaststätte Germer Möller im Ortsteil Groß Hesepe soll wieder zum Leben erweckt werden.
Fabian Brand
Aus der ehemaligen Gaststätte Germer Möller in Groß Hesepe wird das „Heseper Wirtshaus“. (Fotos: Fabian Brand)

Die Gaststätte Germer Möller in Groß Hesepe war eine von neun Lokalitäten, welche im Jahr 2021 ihren Betrieb samt Hotelbetrieb eingestellt hatte. Der Grund, wie so oft, es fand sich kein Nachfolger. In einen Teil des Wohnbereichs befinden sich aktuell 15 Mietwohnungen.

Aktuell gibt es keinen zentralen Treffpunkt für einen gemütlichen Knobelabend oder andere große Veranstaltungen wie das Winterfest oder die Karnevalsparty. Auch ein Saal für runde Geburtstage oder Hochzeiten werde vermisst. Ebenso fehlt dem örtlichen Sportverein, der Jugend oder den Schützenverein solch ein Ort. Der Wunsch nach solch einem Treffpunkt für Jung und Alt im Dorf war groß als sich Silke Gröninger, die ebenfalls im Rat der CDU tätig ist, im Jahr 2023 mit einigen Einwohnern unterhielt. Der Plan: ein Dorfgemeinschaftshaus sollte her. Aber wo? Nach langen Überlegungen fand sich kein geeigneter Standort.

Im Herbst 2023 kam dann die entscheidende Idee, erinnert sich Gröninger noch sehr gut. Mitten im Dorf, ganz zentral gegenüber der St. Nikolaus Kirche steht ein leeres ungenutztes Gasthaus, schlug ein Anwohner vor, warum nicht dort? Das Wirtshaus sei dort der perfekte Ort, um zum Beispiel nach einer Fahrradtour eine Pause einzulegen. Die Idee stoß auf viel Zuspruch im Ort, woraufhin sich ein Team zusammenschloss, um zu überlegen, ob dies umsetzbar ist.

Die Idee: Auf dem über 5600 m² großen Grundstück soll das Wirtshaus „Heseper Wirtshaus“ entstehen. Auch ein Hotelbetrieb mit 10 bis zu 22 Hotelzimmern ist möglich. Die WH Hesepe GmbH & Co. KG wurde von André Backers, Thomas Wernemann, Ansgar Tappel, Dieter Rotlübbers, Silke Gröninger, Andreas Schnelte und Andreas Reiners gegründet. Sie und weitere 458 stillen Gesselschafter sind mittlerweile die Eigentümer der Immobilie und setzen das Projekt um. Über 880.000 € sind so bereits zusammengekommen.

Letzte Entkernungsarbeiten liefen in der letzten Woche im Dachgeschoss.

Das Projekt: Das zukünftige „Heseper Wirtshaus“ mit Hotel soll auf links gedreht werden und an einen Wirt verpachtet werden. Dazu soll das Objekt entkernt, saniert und modernisiert werden. Neue Sanitäranlagen, die sich derzeit im Keller befinden, ein neuer barrierefreier Eingang und die Vorrichtung für zwei Fahrstühle sollen her. Das alles barrierefrei. In der vorhandenen Tiefgarage sind 9 Parkplätzen für den Hotelbetrieb und der Dorfgemeinschaft vorhanden. Auch diese sollen in naher Zukunft über einen Fahrstuhl barrierefrei erreichbar sein.

Auch einige alte Fundstücke kamen bei der Entkernung zum Vorschein.

Die Kosten: Der Kaufpreis des Gebäudes lag bei rund 900.000 €. Zum Kauf der Immobilie wurde ein Bankdarlehen aufgenommen. Ein durchaus fairer Preis, berichtet Gröninger. Die ehemaligen Betreiber der Gaststätte Möller wollten das Objekt ursprünglich nie verkaufen aber waren von dem Projekt überzeugt. Hinzu kommen geschätzte Umbau- und Sanierungskosten von 1.500.000€ – 2.000.000€. Fördersummen von 900.000 € stehen im Raum und wurden bereits beantragt. Auch Zuschüsse und Spenden sollen noch einfließen.

Eine Kegelbahn wird es nicht mehr geben. Diese wird abgerissen und durch Toiletten ersetzt.

Was ist bisher passiert? Das Kaufangebot wurde im Frühjahr 2024 entgegengenommen, sodass das Objekt am 1. Januar 2025 an die WH Hesepe GmbH & Co. KG übergeben werden konnte. Erste Entrümpelungsaktionen konnten im Herbst 2024 bereits durchgeführt werden. Auch ein Wirt konnte bereits gefunden werden. Der 43-jährige Taher Mardenli aus Nordhorn. Der Pachtvertrag wurde Ende September unterzeichnet. Zum Weihnachtsgeschäft 2025 wollte der Gastronom das Heseper Wirthaus inklusive Hotelbetriebes eröffnen. Doch dann der traurige Schicksalsschlag. Ganz plötzlich und unerwartet verstarb Taher Mardenli im Dezember. „Der Familie gilt unser tiefes Mitgefühl“, sagt Gröninger. Das Projekt „Heseper Wirtshaus“ soll trotzdem weitergehen und auch ein neuer Wirt soll gesucht werden. „Bislang sei noch keiner gefunden, wir sind aber zuversichtlich einen zu bekommen“, sagt Gröninger. In den letzten Monaten gab es bereits zahlreiche Arbeitseinsätze. Am 2. Januar ging es dann richtig los und das gesamte Gebäude wurde entkernt. In den ersten zwei Wochen sind allein 200 m³ Bauschutt angefallen, welches recycelt wird und später wieder als Untergrund für Wege und Pflasterungen im Außenbereich genutzt werden soll. Für die 4 Gewerbeeinheiten, die mit zum Objekt gehören, konnte schon eine Allgemeinmedizinerin gefunden werden, die sich dort niederlassen möchte. Auch Interessenten an den Räumen der ehemaligen Physiopraxis gebe es bereits.

Erste Nachmieter für die Nutzflächen gibt es auch schon.

Wie geht es weiter? Der Bauantrag ist gestellt und die Arbeiten sollen nach Genehmigung des Antrags direkt beginnen. Zum Weihnachtsgeschäft dieses Jahres sollen nach derzeitigem Stand die Arbeiten zumindest im Wirtshaus und Hotel abgeschlossen sein und den Hesepern ein neuer Treffpunkt zur Verfügung stehen. Die Hotelnutzung einige Zeit später. Die Außenanlagen samt Biergarten sollen, wenn alles klappt zum Sommer 2026 fertig sein. Aber auch der 450 m² große Saal, der gemeinnützig genutzt werden kann, soll im neuen Glanz erstrahlen. Auch ein Jugendraum soll entstehen. Da es sich um einen gemeinnützigen Saal handelt, können für den Umbau auch Fördergelder beantragt werden. Auch diese Arbeiten sollen nach derzeitigen Planungen im Frühjahr 2026 abgeschlossen sein. „Das ganze Dorf steht hinter dem Projekt und packt kräftig mit an. So ein großes und besonders Projekt schweißt ein Dorf noch mehr zusammen. Alle kommen gut gelaunt zu den Arbeitseinsätzen, freuen sich auf die gemeinsame Arbeit, vielleicht auch mit Leuten zusammen, mit denen man sonst nicht so viel zu tun hat“, berichtet Gröninger abschließend.

Im Rückwärtigen Bereich soll ein Biergarten entstehen.

Über den aktuellen Stand der Arbeiten und weitere Informationen kann sich auf der frisch überarbeiteten Internetseite www.heseper-wirtshaus.de informiert werden. Auch eine gemeinsame Veranstaltung im alten Saal soll es am 8. März geben. Die Heseper Dorfgemeinschaft lädt zur Wirtshausparty um noch einmal im „alten Saal“ zu feiern.   

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