Stark bewacht und in Ketten wurde sie dort von Geistlichen auf den Tod und das Himmelreich vorbereitet. Man war der Meinung, dass die Hinrichtung ihr zu ewiger Seligkeit verhilft.
Wer war diese junge Frau? Im Volksmund, der sie bis heute dämonisiert, heißt sie Goose Sienken = Gänse Gesina. Ihr Vergehen: Sie hatte 11 Monate zuvor auf Druck ihres gewalttätigen Mannes ein Feuer gelegt, um auf sein Verlangen hin in den Dörfern Fullen und Versen zu stehlen. Durch den ungünstig stehenden Wind brannte nicht nur – wie geplant – eine Scheune in Fullen; das Feuer griff auf rund 30 Gebäude über. Diese Tat nannte man „Mordbrand“, weil jemand dabei hätte sterben können.
Das Urteil wurde am 10. April öffentlich unter den Bögen des Meppener Rathauses verkündet. Anschließend fuhr man mit der Delinquentin zu einem Hügel in Esterfeld, um sie im Angesicht der Tatorte mit dem Schwert hinzurichten und anschließend zu verbrennen. 200 Schützen drängten die Menschenmassen zurück, die diesem schaurigen Spektakel beiwohnen wollten.
Der verhörende Richter Morrien beschrieb Goose Sienken als überall beliebte Magd, sanft und malerisch schön. Bereits wenige Jahre nach ihrem Tod wurden jedoch Verleumdungen und falsche Beschreibungen literarisch festgehalten; Spökenkiekerei am Herdfeuer tat ihr übriges und wurde von Mund zu Mund weitergetragen. Die Schriftstellerin Margret Koers widmet sich seit vielen Jahren diesem historischen Kriminalfall. Vor einigen Jahren ließ sie – unterstützt von Touristen und Meppener Bürgern – an den Rand des Hinrichtungshügels einen Gedenkstein legen.