Letzte Hinrichtung im Amte Meppen am 10. April 1807

Meppen. Es war im April 1807, als Anna Gesina Fenslage, geb. Brink, im Morgengrauen vom Gefängnis in der "Alten Burg" zum Meppener Rathaus geführt wurde. Man gewährte ihr die Gnade, die letzten 3 Tage und Nächte im Ratssaal (heute Standesamt) zu verbringen.
Matthias Brüning
Das Foto zeigt Historikerin Margret Koers vor dem historischen Rathaus in Meppen. Anna Gesina Fenslage, geb. Brink verbrachte hier 1807 ihre letzten Tage vor der Hinrichtung (Foto: Matthias Brüning)
Stark bewacht und in Ketten wurde sie dort von Geistlichen auf den Tod und das Himmelreich vorbereitet. Man war der Meinung, dass die Hinrichtung ihr zu ewiger Seligkeit verhilft.
 
Wer war diese junge Frau? Im Volksmund, der sie bis heute dämonisiert, heißt sie Goose Sienken = Gänse Gesina. Ihr Vergehen: Sie hatte 11 Monate zuvor auf Druck ihres gewalttätigen Mannes ein Feuer gelegt, um auf sein Verlangen hin in den Dörfern Fullen und Versen zu stehlen. Durch den ungünstig stehenden Wind brannte nicht nur – wie geplant – eine Scheune in Fullen; das Feuer griff auf rund 30 Gebäude über. Diese Tat nannte man „Mordbrand“, weil jemand dabei hätte sterben können.
 
Das Urteil wurde am 10. April öffentlich unter den Bögen des Meppener Rathauses verkündet. Anschließend fuhr man mit der Delinquentin zu einem Hügel in Esterfeld, um sie im Angesicht der Tatorte mit dem Schwert hinzurichten und anschließend zu verbrennen. 200 Schützen drängten die Menschenmassen zurück, die diesem schaurigen Spektakel beiwohnen wollten. 
 
Der verhörende Richter Morrien beschrieb Goose Sienken als überall beliebte Magd, sanft und malerisch schön. Bereits wenige Jahre nach ihrem Tod wurden jedoch Verleumdungen und falsche Beschreibungen literarisch festgehalten; Spökenkiekerei am Herdfeuer tat ihr übriges und wurde von Mund zu Mund weitergetragen. Die Schriftstellerin Margret Koers widmet sich seit vielen Jahren diesem historischen Kriminalfall. Vor einigen Jahren ließ sie – unterstützt von Touristen und Meppener Bürgern – an den Rand des Hinrichtungshügels einen Gedenkstein legen.
 
 
Hier fanden in den letzten Wochen ihre Begehungen mit den Lizensierten Sondengängern Michael Koers aus Teglingen und Matthias Berg aus Haselünne statt. Neben allerlei Unrat gab es aber auch einen besonderen Fund: eine Musketenkugel, bei der Margret Koers vermutet, dass sie einem Schützen in dem allgemeinen Getümmel aus der Tasche gefallen ist.
 
 
Beim Fund der Kugel war auch der NDR anwesend, der mit der vielfachen Autorin für die Sendung „Nordtour“ drehte. Nach Recherchen anhand alter Akten schrieb sie u. a. das 400 Seiten starke Buch „Hexenschwert„, das die Zeitspanne und Lebenswelten von 1768 bis 1807 umfasst und im Anhang neben Abbildungen Auszüge aus den Gerichtsakten enthält. Auch ein gleichnamiges Hörspiel, eine Doppel-CD, ausschließlich das Leben der Protagonistin wiedergebend, ist im Buchhandel erhältlich.
 
Sondengänger Michael Koers aus Teglingen suchte bereits mehrfach nach Spuren aus der vergangenen Zeit (Foto: Matthias Brüning)
 
Ihr Ziel ist die Rehabilitation und Widerlegung des Volksmundes; aus diesem Grund bietet sie Lesungen und Führungen, auch für Gruppen, an (Kontakt: m_koers@web.de). Hin und wieder organisiert sie auch Bustouren durch das Emsland „Auf den Spuren von Goose Sienken“.  So findet anlässlich des heutigen 218. Todestages am kommenden Samstag von 12.30 Uhr bis 17.30 Uhr wieder eine Exkursion statt.
 
Tickets sind – solange Vorrat reicht – bis Freitagmittag bei der Tourist Info Meppen, Tel. 05931 – 153 153, erhältlich. 
 
Bei den Sondierungen am damaligen Hinrichtungsort im Esterfelder Forst, die stichprobenartig an verschiedenen Stellen durchgeführt wurde, kam so einiges wieder an die Oberfläche. Neben vielen Gegenständen aus der „Neuzeit“, wie z.B. Getränkedosen, Pfennige und sonstiger metallischer Unrat kamen auch Uniformknöpfe, eine Musketenkugel, Gürtelschnallen und weitere bislang unbekannte Gegenstände aus vergangener Zeit zum Vorschein.
 
 
Fotos: Matthias Brüning (4), Margret Koers (1)

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