Regelmäßig besuchen Klaus Gädtke und Hans Lübbers auch heute noch den Sportplatz im Harener Ortsteil Tinnen. Beide Jahrgang 1941 eint die Liebe zum Fußball. Doch organisierten Jugendfußball gab es in Tinnen zur Jugendzeit der beiden Schulkameraden nicht. Lediglich 450 Dorfbewohner zählte der Ort damals, ein Team zusammenzustellen war kaum realisierbar. Die Lebensumstände in der Nachkriegszeit taten ihr Übriges. Allerdings, vom Fußballspielen hielt dies die Tinner Kinder trotzdem nicht ab.
(Das Foto zeigt Klaus und Hans in jungen Jahren)
Beinahe täglich trafen sie sich zum Bolzen auf dem damaligen Schulhof am „Alten Schulweg“ und eiferten den Idolen Fritz Walter und Helmut Rahn nach. Tore gab es nicht, als Pfosten dienten die Eichenbäume oder einfach zwei Schulranzen. Richtige Fußbälle gab es ebenso wenig. Meist mussten handballgroße Gummibälle herhalten, die zu kleinem Preis erworben werden konnten. „Unser erster richtiger Fußball wurde uns Kindern von den polnischen Soldaten geschenkt, die in Tinnen stationiert waren“, erzählt Hans Lübbers noch heute mit Begeisterung. Der mit einer Schweineblase gefüllte Lederball wurde von einem Schuster geflickt und war dann wieder einsatzbereit.
Wenn kein Fußball gespielt wurde, schauten die Kinder den erwachsenen Fußballern beim Spielen zu. Auf dem heutigen Schulhofgelände der Michaelschule spielten von 1945 bis 1948 die polnischen Besatzungssoldaten.
Die Tinner Fußballer wichen seit 1947 auf ein Gelände auf dem östlichen Nösterberg aus. Dort, wo heute ein Schulwald steht, wurden erste Spiele der Herrenmannschaft, anfangs als Spielgemeinschaft Emmeln-Tinnen, ausgetragen. Selbst kicken wollten die Jugendlichen auf diesem Sportplatz allerdings nur ungern. Kaum verwunderlich, wurde der Sportplatz doch 1947 von den Tinnern in Eigenleistung im Handumdrehen erstellt und die Plaggen der Heidelandschaft einfach abgestochen. Was blieb, war ein schroffer Sandplatz, aus dem immer noch zahlreiche spitze Flinten herausragten. Die konnten üble Verletzungen hervorrufen. Zudem war der Platz nicht nur für Fußball vorgesehen, denn auch Reitwettbewerbe wurden dort ausgetragen. An Umkleidekabinen oder Unterstellmöglichkeiten für die Zuschauer war nicht zu denken.
Und trotzdem entwickelte sich der Fußball weiter im kleinen Ort Tinnen. Wie in vielen weiteren Gemeinden im Emsland auch, angeschoben von einigen sportbegeisterten Menschen. So wie etwa Pastor Wolbert Schipmann in Tinnen. Der Geistliche organisierte regelmäßig Freundschaftsspiele der sogenannten Messdienermannschaft (nächstes Foto).
Sehr zur Freude von Hans Lübbers und Klaus Gädtke. Die Tinner Jungs im Alter von 11 bis 14 Jahren spielten dann gegen andere Messdienermannschaften beispielsweise aus Langen oder Papenburg. „Bei Auswärtsspielen war es dabei nicht unüblich, dass die Mannschaft mit dem Fahrrad anreiste“, erinnert sich Klaus Gädtke. Ein größeres Aufwärmprogramm war danach kaum noch nötig.
Zusätzlich zu diesen Spielen der Messdienermannschaften spielten neben Hans Lübbers die Tinner Viktor Cyzykowski und Rudi Brand gleichzeitig in der Emmelner Schülermannschaft, der sie direkt zum Meistertitel verhalf, weiß Lübbers mit Stolz zu berichten. Für diesen Erfolg erhielten die drei Tinner allerdings „nur“ einen Fußball als Geschenk, im Gegensatz zu den übrigen Emmelner Spielern, denen ein Trikot überreicht wurde. Aufgrund einer langwierigeren Knieverletzung konnte Klaus Gädtke bei dieser Episode in der Schülermannschaft nicht mitwirken. Ebenso wenig wie in der Harener A-Jugendmannschaft, in der Lübbers und Cyzykowski wichtige Säulen beim Erreichen der Kreismeisterschaft waren.
Ab dem Herrenbereich trennten sich die fußballerischen Wege von Hans Lübbers und Klaus Gädtke. Für Ersteren ging es hoch hinaus. Ihn zog es zum damaligen Amateuroberligisten SV Meppen und anschließend zum VfL Wolfsburg, der in der Regionalliga Nord direkt unter der 1. Bundesliga spielte, ehe er nach einigen Zwischenstationen 1981 als Spielertrainer schließlich den Weg zurück zur DJK nach Tinnen fand.
In diesen gut zwei Jahrzehnten stand auch die Entwicklung im Tinner Sportverein nicht still. 1961 erfolgte die Neugründung des SV DJK Tinnen und eine Herrenmannschaft nahm wieder am offiziellen Spielbetrieb teil.
Es gelang viele der Tinner Jungs, die in den umliegenden Vereinen spielten zurückzuholen und eine schlagkräftige Truppe aufzustellen, sodass der Mannschaft bereits in der zweiten Saison der Aufstieg in die 1. Kreisklasse Staffel West gelang.
Seit 1958 wurde bereits auf dem Sportplatz bei der Schützenhalle gespielt, ein Rasenplatz wohlgemerkt, mitsamt besonderem Luxus. Denn im Vergleich zu benachbarten Sportvereinen durften die Kicker nach den Spielen die Duschräume des zum Tuberkulose-Heim gehörigen Schwesternheimes unweit des Platzes nutzen. „Bei Auswärtsspielen konnte es durchaus vorkommen, dass man die Wasserwanne vor den Kabinen zunächst vom Eis befreien musste, um sich waschen zu können“, erinnert sich Lübbers mit einem Lachen. Die Einweihung der Dusch- und Umkleideräume an der Schützenhalle im Jahr 1965 stellte dennoch den nächsten Entwicklungsschritt in der Geschichte des SV DJK Tinnen dar und war der Anfang vieler baulicher Entwicklungen im Verein.
Heute verfügt der Sportverein über zwei Flutlichtplätze, natürlich samtweich und immer frisch gemäht, und einem neuen Vereinsheim. Neben Fußball wird aber auch Boule, Volleyball, Kinderturnen und vieles mehr angeboten.
Und noch wichtiger: Der Verein hat den Fokus auf die Jugendarbeit gerichtet. Ganz anders, als zu den Zeiten, in denen die langjährigen Freunde Klaus Gädtke und Hans Lübbers einst mit dem Fußball anfingen.
(Fotos: SV DJK Tinnen/ Matthias Engelken)
Die Geschichte um die beiden langjährigen Freunde Klaus Gädtke und Hans Lübbers ist nur eine von vielen, die in der jetzt erschienen Chronik anlässlich des 100-jährigen Bestehens des SV DJK Tinnen zu lesen sind. Unter dem Titel „100 Jahre – Vereinsgeschichte(n) SV DJK Tinnen e.V. – Miteinander-Füreinander“ gibt es unter anderem eine Übersicht der Historie, Anekdoten aus den vergangenen Jahrzehnten sowie vieles zu den Anfängen des Vereins. Nebenher kommen auch junge Mitglieder zu Wort. Zudem erzählt unter anderem der langjährige KSB-Vizepräsident Willi Fenslage, was ihn am Verein begeistert und wo er noch Potenzial sieht. Ebenso wird in einer Geschichte dargestellt, wie wichtig die Trainerausbildung für die Entwicklung der Kinder ist, was ein Trainer einer Jugendmannschaft alles erlebt und warum ein Verein ohne das Ehrenamt nicht lebensfähig ist. Zu erhalten ist das Werk für 17 Euro beim Gasthof Robbers in Tinnen, bei der Emmelner Apotheke in Emmeln und beim Vorsitzenden Michael Giesen per E-Mail an michael@giesen-tinnen.de oder auf www.djk-tinnen.de.
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