Das Thema der in Halle (Saale) arbeitenden und lebenden Künstlerin, die an der Kunsthochschule „Burg Giebichenstein“ Plastik und Keramik studiert hat, ist der Mensch, den sie in unterschiedlichen Varianten – in zum Teil lebensgroßen und raumergreifenden Figuren – darstellt.
Während ein klassisch modellierter Körper eine geschlossene Oberfläche aufweist, wird in den Arbeiten von Christin Müller in besonderer Weise der Blick durch fragmentarisch Oberflächen in Öffnungen und damit ins Innere der Skulptur gelenkt, wo die Konstruktion sichtbar wird. Christin Müllers Werke, zumeist Gruppen, Figuren und Torsi, scheinen in einem morbiden, zerfallenden Zustand zu sein und assoziieren uns, dass sie aus einer archaischen, vergangenen Zeit stammen und längst dem Verfall preisgegeben sind.
Es sind die porösen, verletzten und in Auflösung erscheinenden und mit vermeintlichen Resten ehemaliger Farbfassungen versehenen Oberflächen, die uns zu dieser Assoziation führen. Dabei arbeitet Christin Müller mit einem Material, das haltbarer kaum sein kann, nämlich der Keramik, die engobiert und glasiert, bei 1120 bis 1160 Grad Celsius gebrannt wird und damit die meisten anderen Materialien überdauert.
Der hieraus entstehende Widerspruch zwischen dem festen und dauerhaftem Material Keramik und der vermeintlich zerfallenden Struktur findet sein Adäquat in der schroffen Oberfläche und dem doch zarten Ausdruck der Körpersprache und der Beseeltheit der Figuren. Dieser Kontrast sorgt für eine besondere Spannung, die in den Arbeiten von Christin Müller liegt. Diese Spannung nutzt Christin Müller um ihre teils christlichen und mythischen Themen, wie die Titel der Werke, beispielsweise „Salomé“ von 2016 und „Achill“ von 2020 verraten, eindrucksvoll in Szene zu setzen.
Die Ausstellung, die zu den Museumsöffnungszeiten (Di bis So sowie an Feiertagen 10 bis 17.30 Uhr) zum Besuch einlädt, ist gefördert mit Mittel der Emsländischen Sparkassenstiftung. Der Eintritt ist im regulären Eintritt inklusive. Weitere Informationen: www.clemenswerth.de
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